Vielleicht habe ich auch nur dieses Gefühl, weil ich dieser Katze so nahe bin.
Ihr habt ja alle von der Odyssee der armen Maus gelesen. Gefunden wurde sie in Weißenthurm, am Ende ihrer Kräfte. Zum Glück haben Menschen nicht weggesehen und erreichten nach etlichen Fehlversuchen endlich einen Verein der nicht „Nein“ gesagt hat, „wir sind voll“!
Sofort organisierte ich Hilfe, um Dana abholen zu lassen. Die Ehrenamtlerin der Katzenschutzfreunde fand es nicht eklig, die total verkrustete, mit Blutflecken behaftete Katze vorsichtig in eine Box zu schieben und sie zum Tierarzt zu fahren – nein, sie schenkte der Katze sogar ihren Namen: Dana, so wie sie selbst auch heißt. Beim Tierarzt erfuhren wir dann von dem Dilemma: Dana hatte Demodex- und Räudemilben. Der Zustand der Haut war katastrophal. Monatelang muss Dana mit diesen fürchterlichen Parasiten herumgelaufen sein. Nun mussten die aggressiven Milben mit einem starken Milbenmittel behandelt werden.
Die Hautbarriere war nicht mehr vorhanden, Bakterien und Pilze hatten leichtes Spiel in die arme Katze einzudringen. Da die Haut – unser größtes Organ – unsere Schutzhülle ist, um das Eindringen von Fremdstoffen und Mikroorganismen zu verhindern, ist es sehr wichtig, dass die Hautschichten intakt sind. Weiterhin verhindert sie, dass wir zu viel Wasser verlieren. Dies funktionierte bei Dana nicht mehr. Überall, wo sie lag, nässte sie ein, die Haut war rot entzündet, Fieber hatte sie auch. Hinzu kam eine Blasenentzündung und sie machte ihr Pippi nicht immer in die Katzentoilette. So entzündete sich ihr kompletter Bauch, die Hinterbeinchen waren blutig, der Po feuerrot.
Dana juckte sich und blutete, Dana litt und schnurrte, wenn man sich ihr zuwandte und sie streichelte. Eine geduldige Katze, die alles über sich ergehen ließ, mit tiefem Vertrauen in mich, dass ich ihr helfe. Die intensive Pflege von Dana war sehr anstrengend und zeitraubend. Die ersten Tage wurde sie von mir rund um die Uhr alle drei Stunden gefüttert, gesäubert und betreut. Ich tupfte ihre Wunden mit kolloidalem Silberwasser ab, damit sich die Haut nicht noch mehr entzündete. Schmerzmedikamente und Antibiotika bekam sie auch. Als das Fieber weg war, kam sie in eine gefährliche Untertemperatur, die bei 35 Grad lag. Natürlich passiert so etwas immer an einem Sonntag und ich half mir selber, indem ich Rotlicht von oben auf die Katze scheinen ließ und sie auf ein Snugglesafe Kissen, das uns tierliebe Menschen über Facebook grade erst gespendet hatten, setzte, welches sie von unten wärmte. So bekam ich nach und nach die Körpertemperatur von Dana wieder ins Lot. Manchmal dachte ich, dass sich das arme Tier quält und ich ihm nichts Gutes tue mit meiner Rettung. Aber ich wollte um Dana kämpfen und sie nicht aufgeben. Und ich spürte ja, wie Dana mit kämpfte.
Sie entwickelte wieder Appetit,
Sie begann am Leben teilzunehmen, begrüßte mich, wenn ich kam und schnurrte mich sofort an, wenn ich ihren kranken Körper streichelte. Wir kuschelten und sie schmiegte sich an mich wie ein kleines Kätzchen bei seiner Mama. Ich war glücklich, egal wie sie aussah, wie sie sich anfasste, ich war einfach nur glücklich, dass sie am Leben wieder teilnahm und es ihr besser ging. Mancher Besucher, der in die Intensivstation des Katzenhauses kam und die arme Maus sah, zweifelte daran, dass sie das jemals überstehen würde. Ich war fest der Meinung, dass es Dana schafft und sie hat es geschafft.
Es ist noch ein langer Weg, bis sie vermittelt werden kann, da sie auch unkastriert ist. Solch eine Operation ist für so eine geschwächte Katze immer ein Risiko, aber bald können wir uns trauen, sie kastrieren zu lassen. Sie hat über ein Kilo zugenommen, ihr Bäuchlein steht etwas unförmig hervor, da die Beinchen ohne Muskeln etwas zu dünn geraten sind. Das Fell ist mittlerweile flauschig und wächst schön nach. An ein paar Stellen hat sie noch Krusten, die ich regelmäßig einreibe, manchmal schüttelt sie sich, aber sie weiß, dass ich ihr nur helfen will. Ich habe das „hässliche Entlein“ lieb und ich glaube ganz fest daran, dass es bald eine gesunde, wunderschöne Katze werden wird.
Die Erfahrung, die ich mit dieser Katze gemacht hat, lehrt mich auch dieses Mal wieder, dass man immer kämpfen muss. Und so waren es viele, viele Katzen die ich in 10 Jahren intensiver Katzenschutzarbeit gepäppelt habe und ihnen damit das Leben retten konnte. Aus diesem Grund kämpfe ich weiter, weil es jede Einzelne von ihnen verdient hat.
Es gibt da einen Ausspruch von Robert Louis Balfour Stevenson, den ich mir selber zum Leitfaden meines Lebens gemacht habe: „Im Leben geht es nicht nur darum gute Karten zu haben, sondern auch darum mit einem schlechten Blatt gut zu spielen.“
In diesem Sinne lasst es Euch gut gehen.
Andrea Brezina
Ach ja….weitere Bilder von Dana findet ihr am Ende der Seite