Die Natur weiß was sie tut. Alles ist so erschaffen, dass es einen Sinn, eine Funktion zum Leben hat. Eigentlich eine perfekte Anpassung. Doch manchmal passiert es, dass die Bauanleitung nicht richtig gelesen wurde, und dass dann manche Bauteile nicht richtig gebaut oder zusammengesetzt wurden. Auch bei Lebewesen.
Das ist nämlich der Fall bei der wunderschönen Frieda (jetzt Hexe genannt). Sie wurde geboren wie jede Katze mit vier Beinen. Aber ein Hinterbein war komplett anders herum gewachsen.
Das Sprunggelenk war nach innen gebeugt anstatt nach außen. Eine richtige Funktion hatte das Bein nicht. Das mochte der Grund sein, warum Hexe im sehr jungen Alter auf einem Feld ausgesetzt gefunden wurde. Sie war hilflos, zu klein um zu jagen, eigentlich zum Sterben dort zurückgelassen. Aber damit war sie nicht einverstanden. Sie schaffte es, sich bei Passanten bemerkbar zu machen und wurde gerettet!
Sie kam zu den Katzenschutzfreunden und dort auf eine Pflegestelle zu anderen Kitten. Dort entwickelte sie sich wie eine normale Katze. Sie tobte, sie sprang, sie kletterte. Dabei war das verdrehte Bein zwar im Weg, aber es störte sie nicht. Schließlich kannte sie es nicht anders.
Und dann zog sie in ihrem neuen Zuhause. Dort wurde sie von drei anderen Katzen empfangen, davon eine blinde Katze mit der sie sich gut versteht. Auch der später dazu gezogener Hund war kein Problem für sie. Wozu hat man schließlich Tatzen mit Krallen, wenn die neugierige Hundenase dann doch zu nah kam?
Aber das Bein blieb ein Problem. Es wurde gefährlich, wenn sie auf den Kratzbaum kletterte. Sie blieb damit manchmal hängen. Beim Sprinten stieß das Bein immer wieder auf den Boden, das tat nicht gut. So ganz entspannen konnte sie scheinbar nicht. Hatte sie Schmerzen?
Die Entscheidung wurde getroffen, das Bein komplett zu entfernen. Es war die richtige Entscheidung. Jetzt war nichts mehr im Weg. Nichts knallte mehr gegen den Boden. Bewegungen wurden einfacher. Und siehe da: aus der unruhigen Eule wurde eine prächtige, wunderschöne junge Katzendame mit Charakter! Auf ihrem Sofa kann sie sich richtig ausstrecken und dabei genüsslich schnurren wie ein kleiner Motor. Den gesicherten Garten entdecken und so vieles erleben, das kann sie jetzt wie eine normale Katze machen. Wunderbar!
Ich heiße Balu und wurde am 1. April 2023 geboren. Meine Mama war eine schwarz-weiße Katze, die von ihren Besitzern ausgesetzt wurde. Aber glücklicherweise haben die Katzenschutzfreunde sie aufgenommen und so konnte sie mich und meine drei Geschwister in Ruhe aufziehen. Mein Papa muss ein langhaariger roter Kater gewesen sein, denn wir Jungs sind ausgesprochen flauschig und meine Schwestern dreifarbige Glückskatzen.
Ich bin dann mit meiner Schwester Daisy in eine Wohngemeinschaft mit zwei Menschen und zwei weiteren Katzen - Sina (2) und Lucy (18) - gezogen. Ein paar Wochen lang lebten wir erst mal im Wohnzimmer, wir sollten im Haus nicht verloren gehen. Meine Menschen haben alles kätzchen-sicher gemacht und die Fenster so abgeklebt, dass wir nicht rausklettern können. Auch das Schutznetz auf dem Balkon wurde noch einmal überprüft. Sie haben uns mit den anderen Katzen bekannt gemacht und immer wieder kurz zusammen gebracht. Sina akzeptiert uns inzwischen, wir spielen auch mal Fangen. Wenn Lucy schlecht gelaunt ist und faucht, gehe ich ihr einfach aus dem Weg. Aber manchmal ärgere ich sie auch - schließlich bin ich der Kater im Haus.
Wenn ich spielen möchte, bringe ich den Menschen mein Lieblingsspielzeug - eine Angel. Weiche Bällchen habe ich ganz viele und die kann ich sogar apportieren! Daisy muss alles untersuchen. Letzte Woche hat sie mit den Vorderpfoten unseren Wassernapf geleert. Gut, dass der Boden hier gefliest ist. Außerdem klaut sie ihren Menschen auch mal eine Rolle Toilettenpapier oder ein Wollknäuel. Damit kann man ein wunderbares Chaos veranstalten.
Es gibt hier nur wenige Regeln, an die wir uns halten müssen - wie: „Du darfst deinen Menschen nicht wehtun!" oder „Wenn gekocht wird, bleib weg vom Herd!"
Jetzt, wo wir gechipt und kastriert seid, dürfen wir im Frühjahr auch nach draußen. Darauf freue ich mich schon. Häufig sehe ich Sina zu, wenn sie im Garten ist und sie hat viel Spaß dabei.
Meine Menschen meinen, wir sind ausgesprochen hübsche und sehr liebenswerte Katzen. Sie freuen sich, dass sie uns gefunden haben und wünschen uns ein langes und zufriedenes Katzenleben.
Auch waren beide sehr verängstigt. Mit viel Geduld und Liebe haben unsere Katzenhaushelfer sie gesund gepflegt und sie jeden Tag an den Menschen gewöhnt. So konnte schließlich eine passende Familie gefunden werden.
Tierliebe Menschen aus Remagen, die Geduld hatten, den Katzen Zeit zu lassen, um im neuen Zuhause anzukommen, adoptierten sie.
Ernie und Bert haben sich dort blendend entwickelt und wir sind sehr dankbar, dass auch ängstliche Katzen Menschen finden, die sich ihrer annehmen.
Wir haben ganz liebe und toll geschriebene Zeilen von Stefan Geldmacher erhalten. Er hat ein Kätzchen, das wir nach der Flut aus Dernau gerettet hatten, adoptiert. Aber lest selbst 😊
Ein Beispiel warum sich Eure Arbeit lohnt: Alex aus Dernau - ein kleiner Rückblick
Wir haben am 04.09.2021 Alex von der Pflegestelle aus Gierschnach adoptiert und möchten nun einen kleinen Rückblick geben. Manchmal hält das Leben recht seltsame Pfade für Mensch und Tier bereit und es ergeben sich die „seltsamsten“ Wege.
Dann am 30 August entdeckten wir Alex…. In der Beschreibung stand…. sucht soziale Partner…. Wir waren hin und weg von dem kleinen Männchen.
Kontakt hergestellt, Informationen ausgetauscht und am 4 September nahmen wir Alex mit zu uns nach Hause.
Die ersten Wochen waren ziemlich stressig. Unsere beiden Katzen, die wir eigentlich als sozial eingeschätzt hatten, entwickelten sich total unterschiedlich im Verhalten zu Alex. Julina unsere 3-beinige beschloss, uns anzuknurren und anzufauchen. Lissy, die schwarze Schönheit, entwickelte nach anfänglicher Skepsis Nanny-Gefühle für Alex. Gegenüber uns war Alex sehr schnell aufgeschlossen und ließ sich direkt anfassen und schmusen. Nachdem er allmählich auftaute, begann er im Haus rum zu laufen und begrüßte die anderen Mitbewohner wie ein Hund. Seine stürmische Art kam leider nicht so gut an. In dieser Zeit machte er oft ins Haus und eine Flasche Vodka ging beim Wischen drauf (vielen Dank für den Tipp an die Pflegestelle).
Mit Mäusen wurde er bedacht, die ihm lebend gebracht wurden als Übungsobjekte. Bei Ausflügen weiter weg blieb eine der Katzen in seiner Nähe und bewachte ihn. Das Verhältnis zu der Anfangs ablehnenden Julina wurde schnell besser. Als der Winter kam, wurden die Aktivitäten mehr im Hause durchgeführt. Gemeinsames spielen an der Kugelbahn, Angelspiele, vor Monaten undenkbar, waren plötzlich möglich. Wir konnten unser Glück kaum fassen und es sollte sich noch verbessern.
Man sah sie immer mehr im 3er Verbund auf Jagd gehen. Bei einem „fremden“ Katzenbesucher merkte man besonders die starke Einheit, die sich gebildet hatte: Sobald eine der Katzen „Probleme“ mit einem Nachbarn hatte, war stets die andere zur Stelle und half. Auch der kleine halbstarke Alex legte sich demonstrativ neben Julina oder Lissy oder zwischen Angreifer und Verteidiger.
Sie sind mittlerweile ein richtiges Team oder noch besser gesagt eine Familie. Klar gibt es hin und wieder Reibereien untereinander, aber ich denke, das gehört dazu. Besonders lustig finden wir, dass Julina (2018 geboren) gerne mit Alex „Hasch mich“ im Garten spielt. Lissy (2019 geboren) ist mehr die ruhigere Katze, die alles beobachtet. Alex, der kleine Wirbelwind, ist unheimlich aktiv und nicht müde zu bekommen.
Wir möchten Ihnen und besonders der Pflegestelle aus Gierschnach für die tatkräftige Unterstützung danken. Sie leisten tolle Arbeit!