Aus aktuellem und traurigem Anlass möchten wir heute ein Thema, welches uns am Herzen liegt und uns emotional sehr beschäftigt, ansprechen. In den letzten Wochen sind leider nach viel zu kurzer Eingewöhnungszeit in ihrem neuen zu Hause vier unserer vermittelten Katzen wieder in unsere Obhut zurückgegeben worden. Wir haben traumatisierte Tiere zurückbekommen, die unter der Situation sehr leiden und die Welt nicht mehr verstehen. Wir versuchen jetzt mit ganz viel Herzblut, Liebe, Zuneigung und vor allem mit Geduld unsere Lieblinge wieder in ein normales Leben zurück zu holen, damit eine erneute Vermittlung in ein glückliches und hoffentlich „Für-immer-zu-Hause“ gelingen wird.
Wir geben uns bei der persönlichen Beratung sehr viel Mühe und nehmen uns selbstverständlich auch die Zeit für ausführliche Gespräche mit den neuen Besitzern, um über die Zusammenführung von Katzen aufzuklären. Auch eine schriftliche Anleitung wird von uns ausgehändigt. Leider mussten wir nun die Erfahrung machen, dass die neuen Besitzer nicht die nötige Zeit, Geduld und vor allem auch Herzenswärme zur Vergesellschaftung aufgebracht haben.
Die Katze, die in ein neues zu Hause kommt, wird sicher zunächst nicht denken, ich bin in meinem Paradies angekommen, schön ist es hier. Nein, denn für die Fellnase ist alles, aber wirklich alles, neu und fremd. Erst einmal ist sie verunsichert, Neue Menschen, neue Umgebung, neue Gerüche, neue Geräusche und dann auch noch eine andere Katze, die es wahrscheinlich gar nicht super findet, dass sie ihr Revier nun teilen soll und dies voraussichtlich auch direkt zeigt. Und nun ist ganz viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen seitens der neuen Dosenöffner gefragt. Manche Vergesellschaftung ist nach einer Woche erledigt, vielleicht dauert es auch ein paar Wochen oder auch mehrere Monate. Es braucht nun von Eurer Seite eine große Portion Gelassenheit und Stehvermögen.
Keiner kann im Vorfeld versprechen, dass zwei Katzen sich sofort vertragen. Katzen sind so unterschiedlich wie wir Menschen und je mehr Platz zur Verfügung steht, desto besser, damit kann man sich auch mal aus dem Weg gehen.
- Richtet für die neue Katze ein eigenes Zimmer ein, in dem sie auch ein paar Tage bleiben kann. Gästezimmer oder Büro bieten sich oft an. Ihr müsst Fressen und Trinken hinstellen und natürlich ein Katzenklo. Ebenso sollte eine Kratzgelegenheit vorhanden sein, wie auch ein Schlafplatz oder eine Katzenhöhle, man kann auch einfach die Transportbox mit einer Decke drin stehen lassen.
- Bitte lasst die neue Katze jetzt erst einmal richtig ankommen, d.h. sie kommt von allein aus ihrem Versteck (es ist normal, dass Katzen in diesen Situationen, fremde Umgebung, fremde Menschen, unter Schrank oder Sofa verschwinden). Redet mit ihr, streichelt sie, wenn sie es zulässt und lasst die Katze sich langsam an Euch gewöhnen. Je nach Katze kann das 1 – 5 Tage dauern.
- Nehmt Euch die Zeit, um im direkten Wechsel mit der bestehenden und der neuen Katze zu kuscheln. Dann können beide Katzen, über Eure Finger und Anziehsachen, den Geruch der anderen aufnehmen. Wenn sie sich dann zum ersten Mal begegnen ist der Geruch nicht mehr fremd.
- Führe nach einigen Tagen, wenn sich das neue Kätzchen eingewöhnt hat, für ein oder zwei Stunden einen Reviertausch durch. Die neue Katze darf das große Revier erkunden, um alle wichtigen Ressourcen und Rückzurgsmöglichkeiten kennen zu lernen. Die alteingesessene Katze kann in dieser Zeit das kleine Revier erkunden und nach Gerüchen absuchen. Durch diesen Tausch sorgst du dafür, dass keine territorialen Besitzansprüche entstehen.
- Nach ein paar Tagen lasst Ihr dann die Zimmertür der neuen Katze offen. Je nach Charakter der Katzen, kommt die Neue heraus oder die Alte geht in das Zimmer rein. Bleibt bei ihnen! Streichelt abwechselnd beide Fellnasen damit keine Eifersucht aufkommt und bleibt entspannt.
- Das Zimmer sollte der sichere Hort der neuen Katze sein, die restliche Wohnung der sichere Hort der alten Katze. Sollten die beiden sich nicht auf Anhieb verstehen und die eine jagt die andere, muss jede wieder in ihren Bereich zurück und bekommt Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Dann kann man es erneut versuchen und sollte auch nicht so schnell aufgeben, wenn es nicht sofort funktioniert.
Katzensprache beim Zusammenführen richtig deuten.
Damit Ihr schnell und angemessen auf das Verhalten der Katzen reagieren könnt, ist das richtige Deuten der Katzensprache unerlässlich. Bei einer Vergesellschaftung von Katzen können verschiedene Reaktionen auftreten:
Aufgestellte Nackenhaare
- Die Katzen versuchen sich gegenseitig einzuschätzen. Eventuell fangen sie an, sich vorsichtig zu umrunden. Kein Grund für ein Eingreifen. Lasst Euren Katzen die Zeit, die sie brauchen.
Ignorieren
- Wenn die Katzen sich nach dem ersten Beschnuppern plötzlich ignorieren, sich vielleicht zu putzen beginnen oder sich anders beschäftigen, ist das ein sehr gutes Zeichen. Sie zeigen einander damit, dass sie nicht auf Ärger aus sind.
Knurren und Kreischen
- Solange die Katzen nicht aggressiv aufeinander losgehen, ist alles in Ordnung. Beruhigt die Katzen und bleibt dabei so gelassen wie möglich. Nach einer Weile wird auch die größte Drama-Queen sich wieder beruhigen.
- Kampf
So schwer es sein mag, auch hier solltet Ihr erst einmal Ruhe bewahren. Lassen die beiden Kratzbürsten nicht von selbst wieder voneinander ab, dann könnt Ihr durch laute Geräusche, Spielzeug oder Futter den Kampf friedlich beenden.
Bitte erwartet nicht, dass die beiden Katzen sich sofort gut vertragen. Gewisse Streitigkeiten gehören dazu, zwei Katzen müssen ihre Rangordnung untereinander ausmachen können. Dabei kann dann auch schon mal Fell fliegen, dies sollte aber sicherlich nicht an der Tagesordnung sein, sondern eher selten vorkommen. Aber es passiert eben.
Es kann auch sein, dass die beiden Fellnasen sich tolerieren und nie gute Freunde werden. Aber auch dies solltet Ihr akzeptieren.
Wir wissen, es wird eine kleine Herausforderung, aber wenn die Vergesellschaftung gelungen ist und Eure Fellnasen glücklich vor sich hin schnurren – was kann es eigentlich Schöneres geben???